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Leitlinie Diabetes Mellitus Typ 2
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Leitlinie Diabetes Mellitus Typ 2 - Alles was Du wissen solltest

Veröffentlicht am 15.03.2025
Zuletzt überarbeitet am 15.03.2025
Lesedauer ca. 25min

Das Wichtigste über Diabetes in Kürze:

Warum ist die Früherkennung von Diabetes so wichtig? Zum Abschnitt

Ca. 2 Mio. Menschen in Deutschland haben Diabetes, ohne es zu wissen. Menschen mit schlecht oder gar nicht behandeltem Diabetes sterben ca. 10 Jahre früher und leben dazu auch noch fast 9 Jahre in Krankheit. Dabei ist diese Erkrankung durch Medikamente gut zu behandeln.


Welche Symptome und Risikofaktoren gibt es? Zum Abschnitt
Typ-2-Diabetes hat vielen Risikofaktoren, vor allem spielt eine genetische Veranlagung (Diabeteserkrankung der Eltern), Fettleibigkeit und ungesunde Lebensgewohnheiten (Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Rauchen) eine zentrale Rolle. Die Symptome sind eher unspezifisch (Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Durstgefühl, häufiges Wasserlassen, etc.) und Diabetes kann auch symptomlos verlaufen, daher bieten sich Früherkennungsmaßnahmen mittels Bluttests an.

Wie lässt sich Diabetes diagnostizieren? Zum Abschnitt
Die Diagnose erfolgt mittels Bluttest. Hier werden üblicherweise Nüchternblutzucker- und Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) bestimmt. Liegen beide Werte über dem Normbereich kann die Diagnose Diabetes Mellitus Typ 2 gestellt werden.

Wie wird Diabetes Typ 2 therapiert? Zum Abschnitt
Die Basistherapie des Typ-2-Diabetes sind Lifestyle-Änderungen wie Gewichtsreduktion, gesunder Ernährung und körperlicher Aktivität. Führen dies nicht zum Erfolg, sollte eine medikamentöse Therapie eingeleitet. Hier kommt meist zunächst Metformin zum Einsatz und im Verlauf, je nach Risikoprofil, SGLT2-Hemmer oder GLP-1-Agonisten. Die Insulintherapie sollte die letzte Option sein. Eine Therapie sollte immer in enger Absprache mit dem Patienten und dessen Bedürfnissen erfolgen und an individuelle Ziele gebunden sein.

Was sind mögliche Folgeerkrankungen? Zum Abschnitt
Langjährig unbehandelter oder nicht ausreichend eingestellter Diabetes kann zu zahlreichen Folgeerkrankungen führen, wie Herzinfarkten, Herzschwäche, Schlaganfälle, Nierenschäden, Nervenschäden, Augenerkrankungen und Depressionen.

Diabetes in Zahlen - Deutschland

Viele Menschen wissen nicht, dass sie Diabetes haben.

Diabetes ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen und betrifft etwa jeden zehnten (10 % der Bevölkerung) in Deutschland lebenden Erwachsenen. Zudem leben in Deutschland ca. 2 Mio. Menschen (ca. 2,5% der Bevölkerung) mit unbekanntem Diabetes. Dies liegt vor allem daran, dass Diabetes zu Beginn der Erkrankung kaum bzw. nur sehr milde und unspezifische Symptome hervorruft.

Unbehandelte Diabetiker sterben früher und leben länger in Krankheit

Menschen mit schlecht oder gar nicht behandeltem Diabetes sterben ca. 10 Jahre früher und leben dazu auch noch fast 9 Jahre in Krankheit. Daher benötigen sie unbedingt gute ärztliche Behandlung. Diese ist entscheidend für das Fortschreiten der Erkrankung und die damit verbundenen Folgeerkrankungen. Besorgniserregend ist, dass in Deutschland ca. 30 % der Diabetiker keine Therapie erhalten, besonders vor dem Hintergrund, dass wenn sich Diabetiker therapieren lassen, dies bei den Meisten (60%) erfolgreich ist. Unbehandelt führt Diabetes zu mehr Krankheitstagen und Folgeerkrankungen und somit zu einem längeren Leben in Krankheit und einem früheren unnötigen Sterblichkeit/ Tod. Je früher der Diabetes Auftritt und unbehandelt bleibt, desto gravierender sind die Auswirkungen..

Diabetes der Anti-Robin Hood

Diabetes nimmt die (gesunde) Lebenszeit von den Armen und gibt sie den Reichen!? Nein, es ist genug gesunde Lebenszeit für alle da, trotzdem haben Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko. Ein geringeres Einkommen und niedriger Bildungsgrad ist leider ein Risikofaktor für viele Volkskrankheiten, so auch für Diabetes.

Diabetes, gut behandelbar mit “fancy” Medikamenten

Diabetes ist heutzutage gut behandelbar und das auch noch mit ein paar bekannten Blockbuster-Medikamenten
wie den Abnehmspritzen (Wegovy, Ozempic, Mounjaro, etc.) oder auch den herz- und nierenschützenden Medikamentengruppe der SGLT2-Hemmer (Jardiance oder Forxiga). Doch auch der "Klassiker", Metformin, ist aufgrund seiner positiven Effekte auf den Stoffwechsel als Langlebigkeitsmedikament (Longevity) wieder in den Fokus gerückt.
  • 10%
    ..der Menschen in Deutschland haben Diabetes
  • 30%
    ... der Diabetiker in Deutschland sind unbehandelt.
  • 20%
    ... haben einen Prä-Diabetes und ein sehr hohes Risiko in den nächsten Jahren an Diabetes zu erkranken.

Symptomatik und Diabetesrisiko

Die Symptome bei Diabetes

Jeder ist mal Müde und Abgeschlagen aber hat deshalb noch lange kein Diabetes. Diabetes verläuft vor allem im Frühstadium häufig symptomlos oder zeigt nur unspezifische Anzeichen, welche zu vielen Erkrankungen oder einfach einer "schlechten" Lebensphase passen. Deshalb bleibt die Erkrankung oft jahrelang unerkannt. Erste Symptome treten meist durch den erhöhten Blutzuckerwert auf und können vielfältig sein:
  • Starker Durst und häufiges Wasserlassen
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Sehstörungen
  • Wundheilungsstörungen
  • Häufige Infektionen / Infektanfälligkeit
In schweren Fällen oder bei anhaltend unbehandeltem Diabetes kann es zu akuten Stoffwechselentgleisungen (Diabetisches Koma) kommen. Bleibt der Diabetes unentdeckt, steigt langfristig das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Nerven-, Nieren- und Augenschäden sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die Risikofaktoren des Diabetes

Die Risikofaktoren für Diabetes sind vielseitig und schließen neben der genetische Veranlagung die bekannten ungesunden Lebensgewohnheiten aber auch soziale- sowie externe Faktoren mit ein. Die wichtigsten Risikofaktoren sind:
1. Genetische und familiäre Belastung
  • z.B. bekannte Diabteserkrankungen bei den Eltern
2. Lebensstilfaktoren:
  • Bewegungsmangel und ein überwiegend sitzender Lebensstil.
  • Übergewicht, insbesondere übermäßiges Bauchfett
  • Ungesunde Ernährung, insbesondere ballaststoffarme und fettreiche Kost.
  • Rauchen und regelmäßiger Alkoholkonsum.
3. Externe und umweltbedingte Faktoren
  • Exposition gegenüber Luftverschmutzung oder Lärm kann das Risiko erhöhen.
  • Ein niedriger sozioökonomischer Status

Die Diabetes Risikoscores und ihr Nutzen: Deutschen Diabetes-Risiko-Score (DRS) und den FINDRISK-Test

Um das individuelle Diabetesrisiko frühzeitig zu erkennen, können Diabetes-Risikoscores wie der Deutsche Diabetes-Risikoscore (DRS) oder der FINDRISK-Test genutzt werden. Die beiden Scores berücksichtigen Faktoren wie Geschlecht, Alter, Körpermaße, familiäre Vorbelastungen und Lifestylefaktoren wie Ernährung und sportliche Aktivität, um das individuelle Diabetesrisiko in den nächsten 10-Jahren zu ermitteln.
  • Erhöhtes Risiko: Ab einem hohen Risiko (hier entwickelt 1 aus 6 Diabetes) in den nächsten 10 Jahren an einem Diabetes zu erkranken sollte unbedingt eine weiterführende Diagnostik mittels Bluttest erfolgen.
  • Niedriges Risiko: Auch bei einem niedrigen Risiko ist es sinnvoll, spätestens ab 35 Jahren die eigenen Diabetesmarker zu kennen. Diese werden z.B. im Rahmen des Check-up 35 überprüft.
Der direkte Nutzen der Risikoscores ergibt sich aus der Berücksichtigung und dem Bewusstsein für wichtige Lifestyle-Faktoren. Bei einem hohen Risikowert empfiehlt es sich, direkt mit Lifestyle-Changes zu beginnen – unabhängig davon, ob bereits Diabetes vorliegt oder nicht. Maßnahmen wie regelmäßiger Sport, Gewichtsreduktion und eine gesunde Ernährung können das Risiko in Zukunft an Diabetes zu erkranken minimieren und sind im Falle des Vorliegens eines Diabetes auch die Grundlage der Therapie.

Diabetes Risikoscore

Bewertungskriterien FINDRISK-Score

Kriterium

Option

Punkte

Alter

< 45 Jahre


45-54 Jahre


55-64 Jahre


> 64 Jahre

0

2

3

4
Body-Mass-Index (BMI)

Weniger als 25 kg/m²


25-30 kg/m²


Mehr als 30 kg/m²

0

1

3
Taillenumfang

Männer: < 94 cm

Frauen < 80 cm


Männer: 94-102 cm

Frauen: 80-88 cm


Männer: > 102 cm

Frauen: > 88 cm

0


3


4
Körperliche Aktivität

Täglich mindestens 30 Minuten - Ja


Täglich mindestens 30 Minuten - Nein

0


2
Verzehr von Gemüse, Obst

Jeden Tag


Nicht jeden Tag

0

1
Hast du schon einmal Medikamente gegen Bluthochdruck eingenommen?

Nein


Ja

0

2
Wurden bei dir schon einmal zu hohe Blutzuckerwert festgestellt?

Nein


Ja

0

5
Diabetes in der Familie

Nein


Großeltern, Tante, Onkel oder Cousin/Cousine


Eltern, Geschwister oder eigenes Kind

0


3


5

Risikobewertung

Das Risiko zeigt die Wahrscheinlichkeit in den nächsten 10 Jahren an einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken:

  • < 7 Punkte: Niedriges Risiko (1 von 100 bekommt Diabetes)
  • 7-11 Punkte: Leicht erhöhtes Risiko (1 von 25 bekommt Diabetes)
  • 12-14 Punkte: Moderates Risiko (1 von 6 bekommt Diabetes)
  • 15-20 Punkte: Hohes Risiko (1 von 3 bekommt Diabetes)
  • > 20 Punkte: Sehr hohes Risiko (1 von 2 bekommt Diabetes)

Die Diagnostik des Diabetes


"Einfach mal Messen."

- Oliver, Chief of Health (CoH) bei whale.health -


Zusammenfassung

Diabetes wird durch einen einfachen Bluttest diagnostiziert, hierfür reichen zwei pathologische Werte z.B. die Nüchternglukose und der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c). Sind diese beiden Werte zu hoch (siehe Tabelle), hat man Diabetes und benötigt eine Therapie. Da ca. 2 Mio. Menschen in Deutschland Diabetes haben, ohne es zu wissen, und die Symptome sehr unspezifisch sind oder erst spät auftreten, wird eine Diabetes Screening-Test für bestimmte Menschengruppen empfohlen, die Risikoeinschätzung findet ihr im Abschnitt Diabetes Risikoscores.

Diabetes Diagnostik mittels Langzeitblutzucker (HbA1c) und Nüchternblutzuckerwert

Die Diagnostik des Diabetes kann durch eine simple Blutwertanalyse mit der Bestimmung von Langzeitblutzuckerwert (HbA1c), Nüchternblutzuckerwerte oder Gelegenheitsblutzucker erfolgen. Liegen zwei Werte über dem Normalbereich (siehe Tabelle der Diagnosekriterien), kann die Diagnose Prädiabetes oder Diabetes gestellt werden. Sollte nur ein Wert über dem Normbereich liegen, sollte eine erneute Messung erfolgen oder ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) durchgeführt werden, dieser ist bei Hausärzten aufgrund der aufwendigeren Durchführung etwas umstrittene, kann aber für die Diagnostik wegweisend sein.

Diagnosekriterien von Diabetes mellitus Typ 2

Blutwert

Gesund

Prädiabetes

Diabetes mellitus Typ 2

Nüchternblutzucker

<100 mg/dL (<5,6 mmol/L)

100–125 mg/dL (5,6–6,9 mmol/L)
≥126 mg/dL (≥7,0 mmol/L)
HbA1c
<5,7% (<39 mmol/mol)
5,7–6,4% (39–47 mmol/mol)
≥6,5% (≥48 mmol/mol)
Gelegenheitsblutzucker

-

-
≥200 mg/dL (≥11,1 mmol/L)
Orale Glukosetoleranz-Test (oGTT)
<140 mg/dL (<7,8 mmol/L)
140–199 mg/dL (7,8–11,0 mmol/L)
≥200 mg/dL (≥11,1 mmol/L)

Screening bei Menschen ohne erhöhtes Diabetesrisiko

Ein routinemäßiges Diabetes-Screening ist für Menschen ohne erhöhtes Risiko in Deutschland nicht explizit empfohlen. Jedoch erhält jeder, der zum Check-up 35 und dann alle 3-Jahre zur Vorsorgeuntersuchung zum Hausarzt geht, automatisch einen Diabetes-Test. Darüber hinaus ist ein Screening für Personen ohne erhöhtes Risiko aktuell nicht vorgesehen. Bei Menschen mit geringem Diabetes Risiko ist ein Screening-Test alle 3 Jahre ausreichend, solange sich das Risiko nicht erhöht.

Screening bei Menschen mit erhöhten Diabetesrisiko

Bei Personen mit erhöhtem Diabetesrisiko, welches sich z.B. aus dem Deutscher Diabetes-Risiko-Score oder FINDRISK Score ergibt, sollte schon vor dem Check-up 35 ein Diabetes-Test durchgeführt werden. Hierfür bietet sich der 1-malig Check-up vor 35 an, der für allen zwischen 18 und 35 Jahren in Deutschland angeboten wird. Bei erhöhtem Diabetes Risiko ist ein jährlicher Diabetes-Test sicher kein Fehler, da die Bluttests einigermaßen günstig sind und die Bluttests in ca. der Hälfte aller Fälle ein falsches negatives Ergebnis anzeigen - mehr zur genauigkeit der Bluttest findet ihr im Abschnitt diagnostische Genauigkeit von HbA1c und Nüchternblutzucker. Das bedeutet, durch regelmäßige Tests erhöht man die Chance, Diabetes zu erkennen und frühzeitig zu behandeln.

Gelegenheitsplasmaglukose erklärt

Die Gelegenheitsplasmaglukose (GPG) misst den Blutzucker zu einem beliebigen Zeitpunkt – also ohne Vorbereitung oder Nüchternheit. Ein sehr hoher Wert (≥ 200 mg/dl) kann auf Diabetes hindeuten. Da der Wert aber stark davon abhängt, wann und was jemand zuletzt gegessen oder getrunken hat, ist er allein nicht ausreichend, um Diabetes sicher zu diagnostizieren. Er dient eher als Hinweis, wenn bei einem Bluttest aufgrund einer anderen Indikation zufällig eine Blutzuckerwert mitgemacht wurde.

Nüchternblutzucker erklärt

Der Nüchternblutzucker wird gemessen, nachdem man mindestens acht Stunden nichts gegessen hat, üblicherweise morgens vor dem Frühstück. Werte ab 126 mg/dl können auf Diabetes hindeuten. Die diagnostische Genauigkeit findet ihr im Abschnitt diagnostische Genauigkeit von HbA1c und Nüchternblutzucker.

Langzeitblutzucker oder HbA1c erklärt

Der HbA1c-Wert (Langzeitblutzucker) zeigt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten zwei bis drei Monate. Werte ab 6,5 % weisen auf Diabetes hin. Da kurzfristige Ernährung oder Fasten ihn nicht beeinflussen ist er der für die Diagnostik im medizinischen Alltag wichtigste Diabetesmarker. Er wird zudem genutzt um den Therapieerfolg der Diabetes-Behandlung und den langfristigen Verlauf der Erkrankung zu überprüfen. Die diagnostische Genauigkeit findet ihr im Abschnitt diagnostische Genauigkeit von HbA1c und Nüchternblutzucker.

Orale Glukosetoleranztest (oGTT) erklärt

Beim orale Glucosetoleranztest (oGTT) wird zunächst nach einer acht bis zwölf Stunden langen Fastenphase, wie beim Nüchternblutzuckertest, der Blutzucker gemessen, bevor man Zuckerwasser mit 75 g Glucose trinkt. Zwei Stunden später erfolgt eine weitere Blutzuckermessung, um festzustellen, wie gut der Körper den zugeführten Zucker verarbeiten konnte.

Die diagnostische Genauigkeit von Langzeitblutzucker (HbA1c) und Nüchternblutzucker

Studien zeigen, dass der Langzeitblutzucker (HbA1c) zwar sehr zuverlässig hinsichtlich der Diagnostik des Diabetes ist (Spezifität über 95%), aber manchmal Menschen mit Diabetes übersieht (Sensitivität ca. 50%). Der Nüchternblutzuckertest ist ähnlich genau (Spezifität zwischen 95–98%, Sensitivität ca. 60%). Das bedeutet: Wer einen HbA1c ≥6,5% (≥48 mmol/mol) oder ein Nüchternblutzuckerwert von ≥126 mg/dL (≥7,0 mmol/L) hat, ist ziemlich sicher Diabetiker, doch wer einen normaler HbA1c oder Nüchternblutzuckerwert hat kann sich nicht zu 100% sicher sein keinen Diabetes zu haben. Zwei Tests in Kombination (z. B. HbA1c und Nüchternblutzucker) erhöhen die Sicherheit einen Diabetes zu erkennen. Die geringe Sensitivität beider Tests macht ein regelmäßiges Screening sinnvoll.

Die Therapie des Diabetes

Zusammenfassung

Sollte eine (medikamentöse) Therapie des Diabetes erforderlich sein, sollte die Entscheidung über die Therapie mit dem Patienten gemeinsam getroffen werden (partizipationsprinzip). Zunächst sollten für die Therapie Lifestyle-Changes erwogen werden, sollte diese Scheitern oder nicht zum gewünschten Erfolg führen ist eine medikamentöse Therapie indiziert. Die Insulintherapie sollte die Letzte Stufe der medikamentösen Therapie sein und gilt es zu verhindern.

Die Behandlung des Prädiabetes

Prädiabetes wird in der Regel zunächst ohne Medikamente behandelt. Der Schwerpunkt liegt darauf einen gesunden Lifestyle zu etablieren, abnehmen zur Normalisierung des Body Mass Index (BMI), ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität. Diese Maßnahmen können sogar verhindern, dass sich ein Diabetes entwickelt. In großen Studien konnte gezeigt werden, dass durch Lifestyle-Changes bei ca. 50 - 60 % der Prädiabtikern ein Diabetes verhindert werden kann. Das bedeutet jedoch im Umkehrschluss, dass trotz intensiver Bemühungen durch Lifestyle-Changes etwa 40–50% der Betroffenen langfristig einen manifesten Diabetes entwickeln.

Die Behandlung des Diabetes

Wie beim Prädiabetes wird in der Regel zunächst eine nicht-medikamentöse Behandlung im Sinne eines gesunden Lifestyle empfohlen, abnehmen zur Normalisierung des Body Mass Index (BMI), ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität. Sollte hierunter nicht der nötige Erfolg eintreten wird eine Medikamentöse Therapie empfohlen. In Absprache mit dem Patienten (partizipationsprinzip) und je nach Risikoprofil können auch zum Therapiestart schon Medikamente eingestezt werden - dies ist im medizinischen Alltag auch gängige Praxis. Als Erstmedikament kommt in der Regel Metformin zum Einsatz.
Anschließend wird je nach Risikoprofil des Patienten – insbesondere bei vorliegenden Herz- oder Nierenerkrankungen – ein modernes Antidiabetes-Medikament wie ein SGLT2-Hemmer oder ein GLP-1-Rezeptoragonist hinzugefügt. Wenn die individuellen Therapieziele damit nicht erreicht werden, kann ein drittes Medikament und dann eine Insulintherapie hinzugenommen werden. Die Wahl der Medikamente sollte sich neben den spezifischen Therapiezielen (z. B. kardiovaskuläre Risiken) auch nach individuellen Lebensumständen und Wünschen der Patienten richten - Das beste Medikament und Lifestyle-Change sind die, an die sich der Patient hält.

Der zusätzliche Nutzen von modernen Antidiabetika

Moderen antidiabetes Medikamente wie GLP-1-Rezeptoragonisten (z.B. Wegovy, Ozempic) und SGLT2-Hemmer (z.B. Jardiance) bieten über die reine Blutzuckersenkung und Diabetesbehandlung hinaus zusätzlichen nutzen. Sie führen häufig zur Verbesserung des Herz-Krauslauf-Risikoprofil und der Lebensqualität. Sie reduzieren das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, schützen die Nieren und können Nierenschäden hinauszögern und können zu Gewichtsreduktion führen. Für letzteres sind vor allem die moderne GLP-1-Rezeptoragonisten bekannt.

Klare Therapieziel und sinnvoll Re-evaluation der Therapie

Menschen mit Diabetes und ihre behandelnden Ärzte sollten klare, am besten schriftlich festgehaltene, Therapieziele vereinbaren. Diese Therapieziele sind individuell und sollten nach realistischen und messbaren Kriterien erfolgen. Zum Beispiel ein Gewichtsabnahme-Ziel für 3-6 Monate und einen Ernährungsplan. Insgesamt bieten sich hierfür bekannte Zielvereinbarung-Schemata wie z.B. das SMART Schema an. Solange die Ziele dem übergeordneten Ziel der Vermeidung des Fortschreitens des Diabetes und der Verhinderung von durch Diabetes ausgelösten Erkrankungen entsprechen, sind hier keine Grenzen gesetzt. Hier ist Kreativität, Erlaubt und gewünscht. Small Simple Steps - Je kleiner und messbarer die zu bewältigende Aufgabe, desto wahrscheinlicher ist euer Erfolg.
Die Therapieziele sollten wie oben schon beschrieben individuell festgelegt werden. Allgemein wird jedoch ein HbA1c-Wert zwischen 6,5 - 7,5 % (48–58 mmol/mol) angestrebt. Bei jüngeren Patienten im frühen Krankheitsstadium kann ein Wert unter 6,5 % sinnvoll sein, vor allem wenn dieser durch reine Lifestyle-Changes erreicht wird. Die Therapie sollte regelmäßig im Abstand von 3-6 Monaten überprüft und bis zum erreichen der langfristigen Ziele angepasst werden. Vor jeder Verschärfung der Behandlung - zusätzliches neues Medikamente - ist es ratsam zu prüfen, warum die bisherigen Ziele nicht erreicht wurden. Laben mit chronischen Erkrankungen ist immer ein Projekt, welches zeitlich befristete Ziele und eine Evaluation dieser benötigt.

Folgeerkrankungen durch langjährigen Diabetes

Wenn ein Typ-2-Diabetes festgestellt wurde, rückt nicht nur der Blutzucker in den Fokus. Langfristig kann ein hoher Blutzucker Spiegel im Körper zu ernsthaften Schäden an Blutgefäßen und Nerven führen. Dies erhöht das Risiko für eine Reihe von Folge- und Begleiterkrankungen. Die Leitlinien empfehlen deshalb, nach der Diagnose regelmäßig gezielte Untersuchungen durchzuführen, um frühzeitig einzugreifen und lebenslange Schäden zu vermeiden.

1. Bluthochdruck (Hypertonie)

Über 80% der Menschen mit Diabetes entwickeln im Laufe der Zeit einen zu hohen Blutdruck. Die Kombination aus Bluthochdruck und Diabetes erhöht das Herz-Kreislauf-Risiko immens.
Screening-Intervalle: Deshalb sollte mindestens einmal jährlich der Blutdruck kontrolliert und ggf. eine Blutdrucktherapie eingeleitet oder angepasst werden.
2. Herzerkrankungen: Koronare Herzkrankheit (KHK) und Herzschwäche (Herzinsuffizienz):
Herzprobleme sind bei Diabetikern deutlich häufiger als bei Nicht-Diabetikern. Die koronare Herzkrankheit zum Beispiel tritt bei Diabetikern doppelt so häufig auf, was das Risiko für Herzinfarkte oder eine Herzschwäche stark erhöht.
Screening-Intervalle: Jährlich anhand von Herz-Kreislauf-Erkrankungsscores wie z.B. SCORE 2 oder PREVENT-SCORE

3. Schlaganfälle

Diabetes verdoppelt das Risiko für Schlaganfälle, weil die oben beschriebenen Gefäßschäden nicht nur am Herzen, sondern im gesamten Körper auftreten können.
Screening-Intervalle: Wie bei 2. Herzerkrankungen

4. Nervenschäden (Diabetische Neuropathie)

Etwa jeder Dritte mit Diabetes entwickelt Nervenschäden, die zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder sogar Wundheilungsstörungen, besonders an den Füßen, führen können.
Screening-Intervalle:
  • Wenn keine Neuropathie vorliegt, alle 1–2 Jahre eine Untersuchung (z. B. mit Stimmgabeltest oder Monofilament).
  • Bei bestehenden Auffälligkeiten oder Risikofaktoren können kürzere Intervalle sinnvoll sein.

5. Nierenschäden (Nephropathie)

Jeder 3-5 Diabetiker erkrankt an einer chronischen Nierenerkrankung, die unbehandelt bis zur Dialysepflichtigkeit führen kann.
Screening-Intervalle: Jährlich anhand der Bestimmung der Eiweißausscheidung im Urin und der Nierenfunktion (Kreatinin und eGFR).

6. Diabetisches Fußsyndrom

Schäden an den Nerven und Durchblutungsstörungen erhöhen das Risiko für hartnäckige Wunden an den Füßen, die im schlimmsten Fall zur Amputation führen können.
Screening-Intervalle: Mindestens einmal jährlich gründliche Fußuntersuchung, bei Neuropathie oder Durchblutungsstörungen alle 3–6 Monate.

7. Augenerkrankungen (Diabetische Retinopathie)

Etwa jeder Zehnte ist von Netzhautschäden betroffen, welche im schlimmsten Fall zu Blindheit führen kann.
Screening-Intervalle:
  • Wenn keine Netzhautschäden vorliegen und bei geringem Risiko reicht eine augenärztliche Kontrolle alle zwei Jahre
  • Bei hohem Risiko oder bereits bestehenden Netzhautschäden können kürzere Intervalle sinnvoll sein.

8. Depressionen

Menschen mit Diabetes haben ein doppelt so hohes Risiko für depressive Störungen. Das entstehen einer Depression kann durch das Gefühle von Antriebslosigkeit, Traurigkeit und Angst den Umgang und die Therapie der Erkrankung zusätzlich erschweren.
Screening-Intervalle: Jährlich bzw. anlassbezogen sollte eine Einschätzung mittels kurzen Fragebögen erfolgen.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Diabetes (FAQ)

Unser Anliegen und Disclaimer

Dass (Volks-)Krankheiten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Menschen aus niedrigen Einkommens- und Bindungsverhältnissen treffen, ist ein brisantes Thema. Dies liegt wahrscheinlich nicht wirklich am Einkommen oder dem Schulabschluss, sondern eher an der Gesundheitsbildung und der doch etwas ungesunden Ernährungsweise mit bspw. Fertiggerichten. Die medizinische Versorgung ist in Deutschland schließlich im Großen und Ganzen flächendeckend gut.

Unser Anliegen: Dieser Artikel erreicht vermutlich auch eher Menschen aus dem höheren Bildungs- und Einkommensniveau. Solltest du das hier lesen und dich selbst in der Gruppe "niedriger sozioökonomischer Status" ansehen, melde dich gerne bei uns. Wir interessieren uns sehr dafür, ob dich der Artikel angesprochen hat, ob er verständlich genug war und ob er dich von der Wichtigkeit der gesundheitlicher Maßnahmen überzeugen konnte.

Disclaimer: Dies ist keine medizinische Beratung und ersetzt nicht den Arztbesuch. Dies ist lediglich unsere Idee von Gesundheit und es wird keine Haftung für die Umsetzung dieser Idee übernommen.

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